Alltag

Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft bei der Hündin: Ablauf und Abhilfe

Unser kleines Hundemädchen ist Anfang Mai das erste Mal läufig geworden. Mit fast einem Jahr ist das recht spät, was allerdings nicht gerade Aussie untypisch ist. Die Läufigkeit an sich verlief sehr angenehm und ohne große Komplikationen. Malu hat viel Nähe gesucht, war abgeschlagen und oft energielos. Das war okay, sie hat die Ruhe bekommen, die sie eingefordert hat und die Liebe, die sie verdient. Natürlich tröpfelte sie ab und an mal hier und dort, aber das war fix weggewischt. Ich habe mich gefragt, warum viele so ein großes Ding aus der Läufigkeit gemacht habe. Nach drei Wochen war doch alles wieder vorbei? Leider nein. Malu würde nach ihrer Läufigkeit nicht nur scheinträchtig, sondern durchlebte eine ausgeprägte Scheinmutterschaft.

Scheinschwangerschaft

Knapp 7 Wochen später, entwickelte sich bei Malu ein ihr untypisches Verhalten. Sie hortete all ihre Kuscheltiere an einem Ort und schrie förmlich auf, wenn ich diese anfasste. Ihr Bauch war hart, die Zitzen vergrößert und blau. Außerdem schien sie unfassbare Schmerzen zu haben, wenn man ihren Bauch berührte.

Sie verweigerte das Futter und Leckereien, wenn überhaupt nahm sie es mit in ihre Box, um es ganz tief unter ihr Kissen zu schieben. Sie buddelte ohne Ende in ihrem Kissen herum, schob es von links nach rechts und wieder zurück.

Ihre Symptome:

– horten von Kuscheltieren
– vergrößerte und blaue Zitzen
– harter Bauch
– Futter verweigern/horten
– Nestbautrieb

Nachdem ich einige Informationen eingeholt hatte, war klar, dass Malu scheinträchtig ist. Das ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Prozess, verursacht durch einen Anstieg des Hormons Prolaktin. Auf Empfehlung unserer Trainerin, nahm ihr die Kuscheltiere weg, damit sie diese nicht weiter bemuttern konnte. Ich vermied es ihren Bauch zu berühren, da sonst die Milchproduktion hätte angeregt werden können. 

Nach ca. zwei Wochen waren auch das Futterverweigern und verstecken, sowie der Nestbau vorbei.

Scheinmutterschaft

Daraufhin entwickelte Malu aber ein noch ungewöhnlicheres Verhalten. Sie schien ständig angespannt und nervös. Auf einmal fing sie an zu knurren und zu bellen, sobald sich etwas vor der Haustür bewegte. (Malu ist kein häufig bellender Hund, sie bellt höchstens mal im Spiel). An einigen Nächten bin ich mehrfach aufgewacht, weil sie immer wieder angeschlagen hat. Sie wurde wieder sehr frech und ungehalten. So, dass ich sie gar nicht mehr von der Leine abmachen konnte, da sie sich sonst selten wieder zurückrufen ließ. Ihr Verhalten wurde sehr „übergriffig“. Rüden und auch Männer wurden oft angefaucht. Sie klaute auf einmal Essen vom Tisch und fühlte sich ein wenig wie die Königin des Rudels.  Und wehe dir, jemand der nicht Timo oder ich waren faste ihr Futter an. Das war sonst niemals jemals ein Problem.

Ihre Symptome:

– Futterneid
– Übergriffiges verhalten
– Anspannung
– wachsames Verhalten

Wir haben es auf die Pubertät geschoben und den Kontakt zu unserer Hundetrainerin gesucht, um wieder ein bisschen Ordnung und gute Führung in unser Mensch-Hund-Team zu bekommen. Daraufhin folgte ein, für mich wirklich wundervolles Gespräch. Ich schildere unserer Trainerin die Problematik und sie fragte, wann Malu den läufig war. So kam sie darauf, dass Malu nun in einer Scheinmutterschaft war. Ihr Verhalten ließ sich erklären, da Malus Hormonhaushalt voll auf „Welpen beschützen und Welpen ernähren“ getrimmt war. Der Hormonhaushalt, der ihr sagte, dass sie jetzt Mama ist, gab ihr das Gefühl, im Rudel aufgestiegen zu sein. Deshalb testet sie neu aus, wurde übergriffig und kaum zu bändigen, da sie der Meinung war „Ich habe Babys, ich bin ganz oben“. Unser Trainingsansatz lautet nun wie folgt:

Am Gehorsam arbeiten, sie mit kleinen Aufgaben von dem Scheinmuttersein ablenken. Ihr aber Hundebegegnungen ersparen, da diese einen immensen Stress in ihr auslösen. Die Grenzen werden wieder etwas fester gesteckt, das, was Malu wichtig ist, wird ihr für einige Zeit verwehrt. Das sind bei ihr vor allem strategisch cleveren Liegeplätzen (direkt vor der Tür, mitten im Raum wo sie alles im Blick hat) und auch erhöhte Liegeplätze (Couch, Bett etc.) und der simpelste, aber doch wertvollste Tipp der Trainerin war: „Es geht vorbei, es ist nicht für immer.“ Und das möchte ich euch für jede noch so aussichtslos scheinende Situation weiter geben. Sie hat recht, auch eine Scheinmutterschaft geht vorbei.

Update: Mittlerweile mussten wir Malu leider auf Grund einer medizinischen Indikation kastrieren lassen, ihre Scheinträchtigkeit und auch Scheinmutterschaft kehrte allerdings in jeder Läufigkeit wieder.

MEHR VON UNS

Unsere Reise könnt ihr übrigens Tagesaktuell, mit jeder Menge Eindrücken auf unserem Instagram Account: TotalBeshepherd verfolgen. Auf dem Blog selbst findet ihr unter dem Thema Studieren mit Hund alle Beiträge zu unserem Auslandssemester in Schweden auf einen Blick.

Author

hello@totalbeshepherd.com

Comments

Maike
18. September 2023 at 14:15

Hallo, als ich den Text gelesen habe, habe ich gedacht du beschreibst meine Hündin. Ihr Verhalten ist während Scheinträchtigkeit und Scheinschwangerschaft extrem anstrengend für mich und ich hatte immer das Gefühl wir sind die Einzigen, die so lange nach der Läufigkeit damit zu tun haben. Während der Läufigkeit ist sie ein Traum von Hund, total folgsam und nett, nur etwas zickig anderen Hunden gegenüber. Aber danach beginnt dann der Wahnsinn und ich erkenn meinen Hund nicht mehr wieder. Beruhigt mich, dass wir nicht die Einzigen sind. Sie ist jetzt zwei, ich bin mal gespannt ob das jedes Mal so bleibt.



Stephanie
3. September 2023 at 20:38

Hallo, wie hat sich das Wesen denn verändert seit der Kastration von Malu? Ist sie im Verhalten so geblieben wie in der Scheinmutterschaft? Ich habe auch eine Hündin, die extremst mit den Hormonen zu kämpfen hat und ich bin sehr unsicher, ob es evrl gar noch schlimmer wird nach einer Kastration
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Liebe Grüsse und danke vorab, stephanie



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